Da für uns als Bergschule in der nächsten Woche die ersten Führungen an der Zugspitze anstehen, sind wir heute die Tour durch das Höllental auf die Zugspitze gegangen um uns einen Eindruck von den Bedingungen zu verschaffen. Die aktuellen Infos vom 01.06.2023 findet ihr im Folgenden:
Zugspitze über das Höllental
Auch wenn die ersten erfahrenen Alpinisten die Tour durch das Höllental auf die Zugspitze schon bewältigt haben, ist von einer Begehung auf eigene Faust aktuell noch abzuraten. Ca 200m nach dem Grünen Buckel trifft man auf eine geschlossene, weiche, sulzige Schneedecke und auch im oberen Klettersteig sind die Drahtseile ab ca 2700 Meter unter dem Schnee eingeschlossen. Besonders tückisch sind dabei die weichen, sehr steilen Schneefelder im Klettersteig, die beim Begehen ohne Vorwarnung komplett abgehen können – wenn man hier nicht mit Seil gesichert ist, hat dies einen Komplettabsturz zur Folge. Auch der Abschnitt ab der Irmerscharte erfordert umfangreiche alpine Kenntnisse, Sicherungstechniken und solides Können. Insgesamt müssen die Bedingungen aktuell noch als sehr schwierig und extrem kräftezehrend bezeichnet werden, weshalb wir von einer Begehung ohne Bergführer oder entsprechendes Können abhängig von der Wetterlage noch bis Mitte Juni abraten.
"Brett" und "Leiter"
Die "Leiter" sowie das "Brett" sind bei entsprechendem Können gut zu bewältigen und schneefrei begehbar. Jedoch ist ab dem grünen Buckel eine geschlossene Schneedecke anzutreffen.
Höllentalferner
Aufgrund der Altschneeauflage am Gletscher sind derzeit in diesem Bereich Steigeisen nicht zwingend notwendig, aber trotzdem unabdingbar mitzuführen, da sie im oberen Klettersteig zwingend notwendig sind. Die mächtige Schneedecke zieht sich nur langsam zurück und wird uns in diesem Jahr noch lange begleiten. Das Vorankommen im weichen, sulzigen Schnee ist aktuell noch sehr mühsam und kräftezehrend. Die Gefahr von Spaltenstürzen ist aktuell als sehr gering einzuschätzen. Die Mitnahme eines Seils wird aber aktuell trotzdem unbedingt empfohlen, da es im oberen Klettersteig zum Sichern notwendig ist. An dieser Stelle ist anzumerken, dass ein Seil alleine nichts bringt, wenn man nicht weiß, wie man damit eine solide Sicherung aufbaut!
Randkluft am Einstieg zum "Oberen Klettersteig"
Aufgrund der Schnee ist die Randkluft derzeit praktisch nicht vorhanden. Man steigt quasi 1-2 Meter unterhalb des Querbandes direkt in den Klettersteig ein. Dennoch gilt speziell hier erhöhte Vorsicht, da evtl. Hohlräume unter der Schneeschicht nur schwer erkennbar sind.
"Oberer Klettersteig"
Ab ca. 2600-2700 m Seehöhe liegen die Sicherungsseile über weite unter dem Schnee begraben. Eine durchgängige Selbstsicherung mit dem Klettersteigset ist daher nicht möglich, was ein höheres Risiko eines evtl. Abrutschens bedeutet. Auch hier bewährt sich die Mitnahme eines Seils. Besonders tückisch sind dabei die weichen, sehr steilen Schneefelder im Klettersteig, die beim Begehen ohne Vorwarnung komplett abgehen können – wenn man hier nicht mit Seil gesichert ist, hat dies einen Komplettabsturz zur Folge. Ab der Irmerscharte ist überwiegend noch eine durchgängige Schneeauflage. Aufgrund der kalten Temperaturen in der Nacht ist die Spur im oberen Klettersteig recht hart, weshalb die Benutzung von Steigeisen notwendig wird.
Jubiläumsgrat
Der Jubiläumsgrat ist aktuell im vorderen Bereich teilweise noch sehr stark überwechtet. Wir raten daher auch erfahrenen Bergsteiger und Kletterer aktuell von einer Begehung ab.Es macht hier Sinn noch ein paar Wochen zu warten.
Hier einige Eindrücke von der heutigen Tour:
Fazit:
Bitte lasst im Höllental aktuell noch große Vorsicht walten und gebt dem Berg noch 2-3 Wochen Ruhe. Ab Mitte Juni sollten dann - bei entsprechender Wetterlage - relativ gute Bedingungen für eine Begehung herrschen!
Euer Team der Alpinschule Garmisch