Alpine Verhältnisse an Zugspitze, Alpspitze und dem restlichen Werdenfelser Land

UPDATE 26.05.2023
Wir haben gerade die Info von der Knorrhütte bekommen, dass man im Reintal bis zur Knorrhütte schon ganz gut gehen kann. Hier sind nur noch ein paar kleinere Schneefelder zu queren. Der Weiterweg von der Knorrhütte bis zum Sonnalpin ist noch nahezu komplett mit Schnee bedeckt. Erste Bergwanderer haben den Weg bis zum Sonnalpin aber schon gemacht und der Weg ist auch gespurt.

Für den Weg sind aber absolut festes und wasserdichtes Schuhwerk, Gamaschen ggf. Grödeln und Stöcke empfohlen. Darüber hinaus ist es aufgrund des Schnees natürlich anstrengender und die Orientierung bei schlechtem Wetter schwieriger.

Der Wegabschnitt vom Sonnalpin zum Gipfel ist aktuell noch nicht möglich!

Die folgenden Zeilen sind der Bericht vom 22.05.2023

Aktuelle Empfehlungen für Bergtouren
Man darf sich aktuell von den sommerlichen Temperaturen im Tal und den grün blühenden Wiesen nicht täuschen lassen. Durch den späten Schneefall Ende April bis Mitte Mai herrschen in den Bergen teilweise noch sehr winterliche Bedingungen. Bei allen Touren oberhalb von 1800 Höhenmetern ist mit teilweise großen Altschneefeldern zu rechnen und oberhalb von 2000-2200 Höhenmetern ist die Schneedecke noch komplett geschlossen und mitunter sehr mächtig. Durch die warmen Temperaturen kann diese Schneedecke nicht einfach begangen werden, sondern man wird hier teilweise sehr tief bis über die Hüfte einsinken, was sehr karftzehrend ist und die Gehzeit deutlich erhöht. Auch sind die Gefahren durch Schneerutschen und Nassschneelawinen nicht zu unterschätzen.
Wir empfehlen daher allen Bergwanderern und Bergsteigern sich ggf. per Webcam einen Überblick über die Bedingungen vor Ort zu verschaffen und Bergtouren auf Zugspitze und Alpspitze erst ab frühestens Anfang/Mitte Juni zu planen. Auch sollten Gamaschen, Wanderstöcke mit großen Tellern und Grödeln beim Bergwandern immer dabei sein.

Insgesamt ist aufgrund der Schneelage aktuell noch etwas Zurückhaltung beim Bergwandern und Bergsteigen im Wettersteingebirge angesagt.

Im Folgenden sind die uns aktuell vorliegenden Informationen zu den Bedingungen im Wettersteingebirge im Estergebirge und den südlichen Ammergauer Alpen aufgeführt. Diese Auflistung ist nicht vollzählig, man kann sich hierdurch aber ein recht gutes Bild von den aktuellen Bedingungen machen.

1) Verhältnisse im Höllental

Auf der Zugspitze und im Höllental liegt für diese Jahreszeit noch extrem viel Schnee. Uns sind zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Begehungen der Tour durch das Höllental auf die Zuspitze bekannt. Aufgrund der großen Schneemenge und der Tatsache, dass der Schnee nicht mehr durchfriert, können Nassschneelawinen abgehen und man sinkt sehr tief, bis über die Hüfte in den Schnee ein.
Ab dem Grünen Buckel trifft man auf eine geschlossene Schneedecke und auch im oberen Klettersteig sind die Drahtseile noch unter dem Schnee eingeschlossen. Insgesamt müssen die Bedingungen aktuell als extrem schwierig und nicht ungefährlich bezeichnet werden, weshalb wir von einer Begehung noch abraten. 

Bahnen:

• Zugspitzseilbahn ist geöffnet

Hütten:

• Höllentalangerhütte+Höllentalklamm werden am 26.05.2023 öffnen.

2) Verhältnisse im Alpspitz-Gebiet

Ab ca. 1800hm ist aktuell mit einer geschlossenen Schneedecke zu rechnen. Ab dem Osterfelder sind für die Jahreszeit noch sehr große Schneemengen anzutreffen. Die Alpspitz-Ferrata ist aktuell noch gesperrt, da die Drahtseile noch größtenteils unter den Schneemassen verborgen sind. Auch der Abstieg über die Ostschulter und den Nordwandsteig ist sehr winterlich und noch nicht sinnvoll und sicher begehbar. Auch hier besteht die Gefahr von Schneerutschen und Nassscheelawinen und man wird sehr tief, bis über die Hüfte in den weichen Schnee einsinken. Wir raten aktuell von einer Begehung der Alpspitz-Ferrata ab.

In den Schöngängen muss ebenfalls durchweg mit tiefem Schnee gerechnet werden, weshalb entsprechende Ausrüstung (ggf. Steigeisen, Pickel) mitzunehmen ist. Die Bedingungen sind deutlich erschwert und die objektiven, alpinen Gefahren deutlich erhöht.

Wanderern stehen die Wanderwege zwischen Osterfelderkopf und Kreuzeck zur Verfügung. Auch die Aussichtsplattform AlpspiX ist ab 27.05.2023 geöffnet. Hier empfehlen wir die Mitnahme von Grödeln, Gamaschen und Wanderstöcken und eine etwas konservativere Zeitplanung, da das Vorankommen im Schnee mühsamer ist und länger dauern kann.
Die Hochalmbahn ist aufgrund der umfassenden Sanierung der Talstation voraussichtlich bis Ende August geschlossen. Der Hochalmweg (Kreuzeck – Hochalm) ist nur eingeschränkt begehbar.

Bahnen:

• Alpspitzbahn öffnet am 27.05.2023
• Kreuzeckbahn ist geöffnet
• Hochalmbahn ab Ende August offen

Hütten:

• Kreuzeckhaus ist normal geöffnet
• Stuibenhütte ist wie immer im Sommer geschlossen

3) Verhältnisse im Bereich der Riffelscharte

Die Riffelscharte ist im unteren Bereich noch über weite Strecken, oben durchgängig mit tiefem, weichem sulzigen Schnee bedeckt. Die Schwierigkeit wie auch die Anforderungen an Kondition und Erfahrung ist deutlich erhöht. Auch die objektiven Gefahren durch Schneerutsche und Nassschneelawinen sind nicht zu unterschätzen. Gerade beim nordseitigen Abstieg zum Eibsee ist wirklich noch sehr viel Schnee anzutreffen und die Drahtseile werden über weite Strecken unter dem Schnee verborgen sein. Neben der normalen Bergwanderausrüstung empfehlen wir daher die Mitnahme von Wanderstöcken mit großen Tellern, Gamaschen und Steigeisen. Auch macht aktuell Klettersteigset, Gurt und Helm Sinn.
Insgesamt muss von einer Begehung aktuell noch deutlich abgeraten werden.

4) Verhältnisse im Bereich Matheisenkar / Hupfleitenjoch / Stangensteig

Wie an der Alpspitze selbst so liegt auch im Matheisenkar für die Jahreszeit noch extrem viel Schnee, weshalb eine sinnvolle und sichere Begehung aktuell noch nicht möglich ist.

Beim Weg über das Hupfleitenjoch zum Kreuzeck sind die Brücken aufgebaut. Es sind jedoch noch viele Altschneefelder zu queren, weshalb auch hier mit erhöhten Schwierigkeiten und einer längeren Gehzeit zu rechnen ist. Auch hier empfehlen wir Wanderstöcke mit großen Tellern, Gamaschen und Grödeln.
Auch am Stangensteig sind die Versicherungen wieder aufgebaut. Es sind jedoch noch ettliche Altschneefelder zu queren, weshalb auch hier mit erhöhten Schwierigkeiten und einer längeren Gehzeit zu rechnen ist. Auch hier empfehlen wir Wanderstöcke mit großen Tellern, Gamaschen und Grödeln.

5) Verhältnisse im Reintal

Der Zustieg zur Reintalangerhütte ist möglich, wobei auch hier Schneefelder zu queren sind. Genau wie an der ab 02.06.2023 geöffneten Bockhütte freut man sich sehr über Tagesgäste. Im Weiteren Verlauf der Tour auf die Zugspitze muss schon deutlich unterhalb der Knorrhütte mit einer dicken, geschlossenen und weichen Altschneedecke gerechnet werden. Man sinkt sehr tief ein, bis über die Hüfte und ein Vorankommen ist sehr kraftraubend und anstrengend. Auch sind in steilen und sehr steilen Passagen Schneerutsche und Nassschneelawinen möglich. Bei Nebel und schlechtem Wetter ist der Weg am Zugspitzplatt nicht immer gut sichtbar und die Orientierung kann mitunter sehr schwer sein.
Im Anstieg vom Sonn-Alpin bis zum Gipfel liegt aktuell noch extrem viel Schnee, weshalb die Schwierigkeiten und die objektiven Gefahren deutlich erhöht sind. Insgesamt muss von einer Begehung der Tour “Zugspitze über das Reintal” und insbesondere auch des letzten Wegabschnitts vom Sonnalpin bis zum Gipfel aktuell noch abgeraten werden. 

Hütten:

• Reintalangerhütte geöffnet
• Knorrhütte ist ab dem 25.05.2023
• Bockhütte ist ab 02.06 am Wochenende (Fr-So) und ab 30.06 durchgehend geöffnet.

6) Verhältnisse im Bereich der Wiener-Neustädter Hütte und am Stöpselzieher-Klettersteig

Auch beim Aufstieg über die Wiener-Neustädter Hütte muss noch mit sehr viel und weichem Schnee gerechnet werden. Auch hier wird man teilweise sehr tief einsinken, was sehr käftezehrend ist und die Gehzeit deutlich erhöht. Die Drahtseile werden im oberen Bereich noch komplett begraben sein, weshalb Sicherungsmöglichkeiten über große Strecken nicht gegeben sind. Die Mitnahme von Steigeisen und Gamaschen ist hier obligatorisch. Gurt, Klettersteigset und Helm ist hier obligatorisch mitzunehmen. 
Auch hier sind die Schwierigkeiten und die objektiven, alpinen Gefahren deutlich erhöht, weshalb man auch hier von einer Begehung abraten muss.

Hütten:

• Wiener-Neustädter Hütte öffnet Mitte Juni

7) Verhältnisse am Jubiläumsgrat

Am Jubiläumsgrat herrschen noch sehr winterliche Bedingungen. Darüber hinaus ist der Grat an vielen Bereich gefährlich überwechtet, was insbesondere daher sehr heikel ist, als dass der Schnee nachts nicht mehr zuverlässig durchfriert und ein Abbrechen der Wechten schon bei sehr geringer Zusatzbelastung möglich sein kann.

Die Begehung wird daher aktuell explizit nicht empfohlen!

Hütten:

• Münchner Haus bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten an

8) Verhältnisse im Bereich Meilerhütte/Schachenhaus

Im Bereich von Schachenhaus und Meilerhütte liegt ebenfalls noch sehr viel Schnee. Als Bergwanderung kann das Schachenhaus über die Forststraße aber relativ problemlos erreicht werden. Der Weiterweg zu Meilerhütte ist nahezu noch komplett mit Schnee bedeckt und analog zum Alpspitzgebiet für Bergwanderer aktuell noch nicht machbar bzw. empfohlen.

Hütten:

• Schachenhaus öffnet am 08.06.2023
• Meilerhütte öffnet am 15.06.2023
• Wettersteinalm öffnet Ende Juni

9) Verhältnisse in den südlichen Ammergauer Alpen

Viele Touren in den südlichen Ammergauer Alpen (Kramerspitze, Hoher Ziegspitz, Schellschlicht etc.) sind aktuell für erfahrene Bergwanderer machbar. Es muss jedoch in den höheren Lagen sowie in nordseitigen Rinnen und Mulden noch mit teilweise großen Altschneefeldern und teilweise auch einer geschlossenen, weichen Schneedecke gerechnet werden, die das Weiterkommen deutlich erschwert und die Gehzeiten erhöht. Neben der normalen Bergwanderausrüstung empfehlen wir daher die Mitnahme von Wanderstöcken mit großen Tellern, Gamaschen und Grödeln. Auch sollte eine etwas konservativere Zeitplanung durchgeführt werden.

Hütten:

• Die Steppbergalm hat geöffnet (Montag Ruhetag)

9) Verhältnisse im Estergebirge

Im Estergebirge sind für erfahrene Bergwanderer viele Touren aktuell machbar. Es muss jedoch in den höheren Lagen und in nordseitigen Rinnen und Mulden noch mit großen Altschneefeldern und teilweise auch einer geschlossenen Schneedecke gerechnet werden, die das Weiterkommen deutlich erschwert und die Gehzeiten deutlich erhöht. Erst am Wochenende musste die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen am Hohen Fricken Bergwanderer retten! Neben der normalen Bergwanderausrüstung empfehlen wir daher die Mitnahme von Wanderstöcken und Grödeln/Schuhschneeketten. Auch sollte eine etwas konservativere Zeitplanung durchgeführt werden.

Hütten:

• Wankhaus ist ab dem  01.06.2023 geöffnet
• Weilheimer Hütte ab 27.05.2023 ist geöffnet

Fazit:

Wie eingangs erwähnt, herrschen in den Bergen rund um Garmisch-Partenkirchen für die Jahreszeit noch sehr winterliche Verhältnisse. Insgesamt ist gerade bei Zugspitze, Alpspitze und vergleichbar hohen Bergen noch Zurückhaltung angesagt. Halten die sommerlichen Temperaturen an, wird hier ab Mitte Juni schon Vieles möglich sein.
An alle Bergwanderer, Bergsteiger und vor allem auch Touristen, die nicht bergnah wohnen, appellieren wir hier sich ausgiebig über die geplante Tour zu informieren und nicht am Beginn der Sommersaison 2023 schon "höchste Gipfel erklimmen zu wollen". Alle Rettungsorganisationen werden es Ihnen danken und es kann sich - spätestens nach dieser Information - niemand mehr herausreden, dass er es nicht gewusst hätte. :-)

Sobald sich an der Situation etwas grundlegend ändert, werden wir ein Update schreiben.

Wir wünschen allen einen freudigen und unfallfreien Bergsommer 2023
Euer Team der Alpinschule Garmisch