Aufgrund der zwei tödlichen Unfälle im Juni im Höllental, möchten wir Euch allen noch einmal die aktuellen Infos zu den Verhältnissen geben. Bitte berücksichtigt dies bei eurer Tourenplanung und verschiebt ggf. eure Tour einfach noch einmal um 2 Wochen nach hinten. Hier nun die aktuellen Verhältnisse von heute, 19.06.2024
"Brett" und "Leiter": Der Zustieg über die Höllentalklamm und die Höllentalangerhütte zur "Leiter", die "Leiter" selbst sowie das "Brett" sind problemlos zu bewältigen. Ebenso ist der Aufstieg über den "Grünen Buckel" bis zum Gletscher problemlos. Allerdings ist kurz nach dem Grünen Buckel schon mit einer geschlossenen, aktuell sehr weichen Schneedecke zu rechnen.
Höllentalgletscher – Gletscherüberquerung: Eine Überquerung des Gletschers ist aktuell technisch relativ problemlos möglich, aufgrund der weichen Schneeoberfläche allerdings sehr anstrengend und kräftezehrend. Auch wenn für diesen Abschnitt am heutigen Tag nicht zwingend Steigeisen nötig gewesen wären, dürfen diese trotzdem auf der Tour aktuell nicht fehlen, wie wir im weiteren Verlauf sehen werden. Die Spaltensturzgefahr kann aktuell noch als relativ gering bezeichnet werden. Objektiv gefährlicher ist aktuell die Gefahr durch abgehende Altschneefelder und Steinschlag aus den Wänden aufgrund der Schneeschmelze einzustufen. Man ist daher gut beraten auf dem Höllentalferner eher mittig zu gehen und nicht zu nah unter den Wänden der Riffelköpfe und Riffelwandspitzen zu queren.
Gletscherkluft (Übergang vom Höllentalgletscher zum oberen Klettersteig – Randkluft): Eine klassische Randkluft ist – wie jedes Jahr um diese Jahreszeit – aktuell nicht vorhanden.
Oberer Klettersteig (Gipfelanstieg): Nach der Randkluft ist der Klettersteig immer wieder mit kleineren und auch großen Altschneefeldern durchzogen. Diese Altschneefelder bedecken die Sicherungseile noch an einigen, wenigen Stellen. Allerdings sind diese wenigen Stellen, dennoch als äußerst kritisch einzustufen. Eine Sicherung mit dem Klettersteigset ist dort nicht möglich und ein Wegrutschen, wird an vielen dieser Stellen tödlich enden! Ein besonders kritisches Schneefeld befindet sich ca 150m nach der Klettersteigstelle, an der die Abseilpiste der „Eisenzeit“ auf den Klettersteig trifft, also relativ mittig in der Wand. Dieses Schneefeld ist knapp 30m breit, sehr steil und ein Umgehen ist nicht möglich! Hier ereignete sich auch der tödliche Absturz von heute, 19.06.2024.
Nach diesem Schneefeld sind die Drahtseile über weite Strecken frei. Ab der Irmerscharte sind die Drahtseile ebenfalls zum großen Teil frei (3 Stellen a 5-10m sind noch bedeckt).
Ausrüstung: Die Besteigung ist nur mit Klettersteigausrüstung (Klettersteigset, Gurt, Helm etc.) zu empfehlen. Die Mitnahme und die Benutzung von Steigeisen und Pickel ist bei den aktuellen Bedingungen ebenfalls unbedingt notwendig, da man nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kann, wie die Schneeauflage gerade ist. Gerade frühmorgens können die Schneefelder noch hart gefroren sein und ein Weiterkommen ohne Pickel und Steigeisen ist unmöglich. Ebenfalls empfehlen wir aktuell ein 30-40m langes Seil zur Sicherung bei Querung der Schneefelder im Klettersteig, welches allerdings nur dann etwas bringt, wenn man auch das notwendige Know-How im Umgang damit besitzt. Ein solider wasserdichter Bergschuh (Kategorie C) mit guter Kantenstabilität sollte als Schuhwerk das Mindestmaß sein. Die Mitnahme von entsprechend warmer Bekleidung, Mütze, Handschuhe etc. ist auf Höhen von knapp 3000 m zu jeder Jahreszeit anzuraten.
Fazit: Die Zugspitze über den Höllentalklettersteig zu besteigen, ist derzeit zwar möglich, kann aber aufgrund der Altschneefelder im Klettersteig nur erfahrenen und gut ausgebildeten Alpinisten empfohlen werden. Von der Besteigung der Zugspitze über das Höllental durch ungeübte und unerfahrene Wanderer oder Bergsteiger ohne entsprechende Ausrüstung und fundiertes Know-How wird dringend abgeraten!
Solltet ihr euch hinsichtlich eurer geplanten Begehung unsicher sein, könnt ihr uns gerne jederzeit kontaktieren. Und solltet ihr euch fragen, wer die Drahtseile ab der Irmer Scharte für alle Bergsteiger und Bergführer frei gegraben hat, dann können wir Euch auch hierzu eine relativ präzise Antwort geben :-)
Euer Team der Alpinschule Garmisch